Meine erste Anlage

Als mich zum Jahreswechsel 2009/2010 eine hartnäckige Angina in die nähere Umgebung des Bettes fesselte, fielen mir bei Durchstöbern von lange nicht mehr angefassten Kisten ein paar alte Dias in die Hand. Darunter waren auch einige von meiner ersten (wenn man es genau nimmt eigentlich zweiten) Eisenbahnanlage. Davon erwiesen sich 7 als halbwegs brauchbar und ich entschloss mich, diese Anlage im Nachhinein zu dokumentieren. Der Verbleib der Anlage gehört zu den tragischen Momenten meines Lebens. Dazu aber unten mehr. Ich weiß, die Bilder sind und bleiben schlecht, trotz Einsatz von Bildbearbeitungssoftware. Sie sind aber das Einzige, was mir von meinem Erstling geblieben ist.

Die Motivation zum Bau der Anlage ist einfach zu erklären: Mein Vater konzipierte und baute für seinen sechsjährigen Sprössling (mich) eine "große" Eisenbahnanlage. Zugleich war mir das Spielen mit dieser verwehrt, weil ich ja noch zu klein war, und sie ja auch erst betriebsbereit gemacht werden musste. Mithelfen beim Bau durfte ich auch nicht. Welcher Vater gibt einem Sechsjährigen auch schon einen Lötkolben in die Hand damit er Relais-Steuerungen verdrahten kann? Und so ein Bau zieht sich in die Länge, wo doch der Erbauer damals beruflich stark eingespannt war. Klar, dass der kleine Dirk zu quengeln begann! Als ihm die Großeltern schließlich eine eigene Lok schenkten (eine BR 55, habe ich heute noch), musste eine eigene Platte zum Spielen her. Ich bekam sie in Form einer Mini-Anlage aus dem Piko-Gleisplanheft, Gleisplan 3. Die Platte war rechts etwas länger als notwendig, um auch den Fahrtrafo noch fest anbringen zu können. Ich kann mich nicht erinnern, viel damit gespielt zu haben, wohl aber, dass ich angefangen habe, sie mit einer Landschaft zu versehen, und dass sie im Eltern-Schlafzimmer unter dem Bett lag, wo sie ständig wunderschön einstaubte. Lange vor der Fertigstellung habe ich sie wieder abgerissen. Das Kreisen von einem Zug auf einem doppelten Kreis war auf die Dauer langweilig. Nicht einmal zwei Züge durften es sein, denn ich hatte natürlich nur einen Fahrtrafo zur Verfügung.

Mit dem Neubau auf vorhandener Fläche beschritt ich gänzlich eigene Wege. Der Gleisplan ist von mir selbst entworfen. Die gesamte Plattenfläche wurde ausgenutzt für eine Ringstrecke mit kleinem Bahnhof, Gleisanschluss zu einer Güterabfertigung, Abstellgleis im Hintergrund und dem üblichen Tunnel auf einer Ecke der Ringstrecke. Das Fahrpult wurde per Kabel und Steckleiste angeschlossen. Die Anlage hatte eine Rückwand für eine Hintergrundkulisse und konnte mit einer passgenau genähten (!) Plastikhaube vor Staub geschützt werden.

Diese Anlage betrachte ich also als meiner erste richtige Modelleisenbahnanlage. Sie ist fertig ausgestaltet worden und ich habe auch ein wenig damit gespielt. Vor allem aber habe ich alle Techniken erlernt, die man für den Bau von Modelleisenbahnanlagen braucht. Löten, Kleben, Leimen, Umgang mit Farben, Gebäudebausätze zusammenbauen, Gelände modellieren, Begrünen usw. usf. Alle Gebäude waren Bausätze der Firma VERO. Sie werden heute alle noch von der Firma Auhagen vertrieben. Das Bahnhofsgebäude ist der Haltepunkt Laubenstein und steht heute wieder als "Obere Haltepunkt" auf meiner jetzigen Anlage. Und auch der gleiche Güterschuppen steht, schön gealtert, im Bahnhof Katzbach.

Wie bereits eingangs angedeutet, haben tragische Umstände mich von dem Kleinod getrennt. Nachdem ich längst die endgültige Ausgestaltung der "richtigen" Anlage in die Hände genommen hatte, war die kleine Anlage eigentlich überflüssig und sollte im "An- und Verkauf" - so hießen in der DDR die Second-Hand-Läden - verkauft werden. Meine Eltern mussten ohne mich zum Verkauf gehen, denn ich lag mit einer Grippe im Bett. So konnte ich nicht verhindern, dass das gute Stück zu einem Preis über den Ladentisch ging, für das ich es nie hergegeben hätte. Und im Laden meinten sie noch, sie hätten noch nie eine so niedliche Anlage gehabt! Am nächsten Tag war sie bereits verkauft.

Wer also etwa um 1980 in der Vorweihnachtszeit im Rostocker An- und Verkauf im Barnstorfer Weg diese Eisenbahnanlage gekauft hat, möge sich bitte bei mir melden. Vielleicht ist ja noch etwas zu machen Sh0

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