Schattenbahnhof Grauenbergen

Lange habe ich auf dem Thema Schattenbahnhof herumgedacht. Separat neben der Anlage? Unter der Anlage? Wie groß? Wieviele Gleise? Weichenstrasse, Schleppweiche oder Schiebebühne? Bei Fremo-Treffen sind offene Fiddle-Yards üblich, in denen rangiert werden kann, oder auch "gefummelt", also Fahrzeuge von Hand umgestellt werden dürfen. Letztendlich bin auch ich bei einer solchen Konstruktion gelandet, denn auch bei mir soll eine Fahrzeugsortierung möglich sein. Versuche mit einer platzsparenden Schiebebühne verliefen nicht sehr erfolgreich. Am Ende entschloss ich mich zu einer "klassischen" Konstruktion per Schleppweiche - also einen Schattenbahnhof vom Typ "Frankental". Frankental wurde in halbierter Länge mehrere Jahre beim Silvesterlayout eingesetzt. Daher konnte ich die Brauchbarkeit praktisch überprüfen und begann 2019 mit dem Bau einer eigenen Version.

Da mein Schattenbahnhof nicht für Fremo-Treffen vorgesehen ist, habe ich ihn als 1,6 m langen und 30 cm breiten Monolithen konzipiert. Das Teil ist damit zur Not transportabel. Ungewöhnlich für Fremo-Fiddle-Yards, läuft das mittlere Gleis am Ende bis zum Modulrand, denn dort führt die Strecke gegebenenfalls durch die Zimmerwand ins Nachbarzimmer. Dort sind entweder wieder Module oder die Einfahrt in eine Train-Safe-Röhre. Von den jeweils 4 Gleisen auf jeder Seite des durchgehenden Gleises haben die vorderen die volle Länge - für Wendezüge und Wagenspeicher. Die hinteren enden bereits 20 cm vor dem Rand. Hier können Loks und/oder Wagen in ein anderes Gleis umgesetzt werden, damit ein Zug auch umlaufen werden kann. Alle Gleise sind von Minitrix.

Frankental Schwenkbühne

Dies ist die Einfahrt von Frankental mit der Schleppweiche, verbunden am linken Ausgang meiner Anlage. Frankental wurde um 2003 von Frank Janson gebaut und ist all die Jahre regelmäßig auf Fremo-Treffen eingesetzt worden. Das inzwischen etwas ramponierte Aussehen täuscht. Frankental ist robust, betriebssicher, ausreichend präzise und genial einfach aufgebaut. Unter der Schleppweiche befindet sich keine zusätzliche Führung. Die Bahn, die die Schleppweiche beim Bewegen beschreibt, wird durch die konstante Länge der in Einfahrtsrichtung rechten Schiene bestimmt. Nur die linke Schiene besitzt einen Längenausgleich.

Frankental Längenausgleich

Und hier sehen wir Frankentals selbstgebauten Längenausgleich. Weil die in Einfahrt rechte Schiene keinen Längenausgleich hat, ist keine zusätzliche Führung der Schleppweichenbühne notwendig. Nachteilig ist dabei, dass die Schleppweiche beim Bewegen keine Kreisbahn beschreibt. Jedoch spielt das bei der Handhabung keine Rolle.

Die Schleppweiche meines Schattenbahnhofs soll jedoch exakt geführt werden, damit ich später eventuell einen motorischen Antrieb nachrüsten kann. Daher wird die Schleppweichenbühne durch einen Arm an der Unterseite geführt - beschreibt also eine Kreisbahn. Im Bild sieht man den dafür gefrästen Schlitz in der Grundplatte und einen gestressten Dremel. Um hier ohne Schreinerwerkzeug genau genug arbeiten zu können, habe ich eine kreisbogenförmige Führung für den Fräser aufgespannt. Die beiden Innenkanten des Schlitzes habe ich separat gefräst, nachdem mit einer Reihe von Bohrungen schon einmal das meiste Holz entfernt war. Es war eine recht mühsame Sache!

Hier wird das Flexgleis auf der Schleppweichenbühne festgeharzt. Untergelegt ist eine dünne Pappe, damit das Gleis wirklich auf der GFK-Platte aufliegt. Für den richtigen Abstand der beiden Schienen, sorgen die Schwellenbänder und eine sehr genaue gerade Ausrichtung des Ganzens. Zum Andrücken sind die Schienen mit Angelbleistücken "begraben".

Der Modulkasten bekommt noch zwei Begrenzungsleisten als Absturzsicherung für umfallende oder flüchtende Fahrzeuge. Danach kann grundiert werden. Grau!

Dies ist der Längenausgleich. Da die Schleppweiche bei mir eine Kreisbahn beschreibt, benötigen beide Schienen einen Längenausgleich. Ich habe einfach ein käufliches ausziehbares Gleis verwendet und spare mir damit eine aufwändige Eigenkonstruktion. Das Ganze besteht aus 2 cm Gleis an der Stirnwand, gefolgt von 5 cm ausziehbare Führung, in der das Flexgleis zur Schleppweichenbühne steckt.

Insgesamt 9 Gleise sind zu verlegen. Sie werden zunächst mit Gleisnägeln fixiert und sollen nach ausführlichen Test später mit Harz gesichert werden.

Damit die Schleppweiche wirklich ausreichend reproduzierbar mit den Gleisen fluchtet, wird der Arretierungsstift in Messinghülsen geführt, die in die Grundplatte eingeklebt sind. Und damit das Gleis fluchtend und ohne Versatz verlegt werden kann, gibt es eine einfache Vorrichtung.

Testbetrieb in situ. Jetzt erklärt sich auch der Name des Schattenbahnhofs. Nach rechts geht es auf die Anlage durch einen kurzen Tunnel in Richtung Katzbach. Nach links führt das mittlere Gleis durch die Wand ins Nebenzimmer. Dort kann die Strecke über weitere Module laufen, oder es wird später eine Train-Safe-Röhre montierbar sein. Normalerweise ist hier jedoch nichts - bis auf eine Absturzsicherung gegen Mauerflüchtlinge.

Die Unterseite der Schwenkbühne. Der Dreharm ist ein U-Profil aus Aluminium vom Baumarkt. GFK-Platte als Gegenlager. M4-Schrauben. Stoppmuttern.

Die Unterseite der Schwenkbühne aus anderer Perspektive. Zur Sicherheit ist die Verbindung zwischen U-Profil und GFK-Platte zusätzlich verschraubt.

Drehlager am anderen Ende des U-Profils. Es darf recht klapprig sein.

Nach erfolgreichem Testbetrieb bekam die Schleppweiche Griffe zwecks besseren Schiebbarkeit nachgerüstet. Außerdem kann man auf dem Bild erkennen, dass die Gleise mit Klecksen aus Harz festgelegt sind. Bei den verwendeten Minitrix-Flexgleisen lassen sich die Schienen relativ leicht im Schwellenband verschieben. Was für das Verlegen günstig ist, könnte nach endgültigem Einbau zu Problemen führen.

Das hier ist die kürzere der beiden Umsetzbühnen, mit deren Hilfe Loks in ein anderes Gleis umgesetzt werden können. Zwei Schienen sind auf einer GFK-Platte festgeharzt. Der Kontakt zum Bahnhofsgleis wird über jeweils einen seitlich angelöteten Messingstab hergestellt (erst löten, dann aufharzen!). Dieser ist 1mm dick, federt leicht und die vorstehenden Enden klemmen am Bahnhofsgleis. Es ist zugleich Führung und elektrischer Kontakt. Anstecken, Lok drauf fahren, abziehen, an ein anderes Gleis schieben, Lok runter fahren. Klappt nicht nur im Testbetrieb zufriedenstellend.

Und hier die längere Umsetzbühne. Die Seitenteile musste ich wieder kürzen, da sie sonst mit einem daneben stehenden Fahrzeug in Konflikt geraten. Das Handling ist jedoch auch so OK.

Beim Einsatz während des Silvesterlayouts 2022/23.