ProModellflug


Der Modellflug ist in Gefahr!

Der folgende Text entspricht dem Stand vom 7.10.2016. Inzwischen gilt die 'EU-Drohnenverordnung' mit einem für Laien undurchdringlichen Dschungel von Einschränkungen und Festlegungen. Für mich ist der Kampf gegen die im folgenden dargestellte Gefahr weitestgehend verloren.

Worum geht es?

Das Bundesverkehrsministerium plant eine Novellierung der Luftverkehrsordnung. Geplant ist unter anderem, die maximale Flughöhe für Flugmodelle auf generell 100m zu begrenzen. Dieses hätte so gravierende Folgen für den Modellflug, dass es das faktische Aus für diese Freizeitbeschäftigung bedeuten würde. Man stelle sich vor, Pilzsucher dürften den Wald nicht mehr betreten, Motorräder dürften nicht mehr auf öffentlichen Straßen fahren, Modelleisenbahnanlagen dürften nicht größer als 2m sein, Hundebesitzer müssten ihre Lieblinge in der Öffentlichkeit stets an einer maximal 1m langen Leine führen - man könnte sich weitere abstruse Regelungen einfallen lassen.

Seit über 20 Jahren konstruiere, baue und fliege ich vor allem Thermiksegler. Wenn ich mit diesen nicht höher als 100m fliegen dürfte, hätte das für mich seinen Sinn verloren. Für Modellflug verwertbare Thermik findet sich in Höhen zwischen 200m und 500m. Und mit Bussarden im Aufwind zu kreisen, ist immer wieder ein erhebender Moment. Ach und übrigens: Wer würde eigentlich die Bussarde dazu bringen, nicht so hoch zu fliegen?

Die Online-Petition von Pro Modellflug hat über 128000 Unterzeichner gefunden. Ein großes Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben, dass dieses Ergebnis erreicht werden konnte - seien sie nun Modellflieger oder auch nicht!

Pro und Contra

Behauptung: Modellflug gefährdet die Luftfahrt
Zwischen Januar 2015 und Februar 2016 wurden der Flugsicherung 12 Zwischenfälle gemeldet, alle durch "Drohnen", die eine schwere Gesetzesverletzung darstellen. Eine gesetzliche Einführung einer maximalen Flughöhe hätte dies nicht verhindert.

Behauptung: Modellflug gefährdet Persönlichkeitsrechte und die Privatsphäre
Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre haben mit Modellflug nichts zu tun. Da heutzutage fast jeder ein Smartphone bei sich trägt, ist das Erstellen von illegalen Fotos oder Videos praktisch jederzeit möglich. Auch hier bringt eine Höhenbegrenzung für fliegende Kameras nichts, da Spanner eher tief fliegen würden.

Behauptung: Die Höhenbegrenzung ist aus Sicherheitsgründen sinnvoll
Der kontrollierte Luftraum beginnt erst wesentlich höher (ca. 300m, 500m oder 760m, je nachdem wo man sich befindet). Tief fliegende Modellflugzeuge fliegen nicht sicherer. Im Gegenteil, bei ausreichender Höhe ist mehr Zeit um auf unvorhergesehene Dinge zu reagieren. Es gibt in der Luftfahrt den Begriff der Sicherheitshöhe. So etwas gilt auch im Modellflug.

Behauptung: Der Multikopter-Boom erfordert neue gesetzliche Regelungen
Die gesetzlichen Regelungen sind bereits heute ausreichend streng. Ihre Einhaltung muss natürlich auch kontrolliert werden! Dass angeblich überall "Drohnen" herumschwirren sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin Modellflieger ohne Verein und habe noch nie (!) einen Multikopter live fliegen gesehen. Wirklich nicht!

Behauptung: Mit Multikoptern vermehren sich Unfälle
Die Unfallstatistik zeigt hier keine Veränderungen.

Behauptung: Modellflugzeuge sind für terroristische Anschläge nutzbar
Terroristen halten sich nicht an Gesetze.

Behauptung: In den Medien liest man immer wieder von Unfällen mit Modellflugzeugen
In den Massenmedien wird der Modellflug häufig falsch dargestellt. Es ist ein Trend-Thema, bei dem aus Einzelfällen ein Problem konstruiert wird. Und dann gibt es da noch die besonders schlimmen Beispiele für Panikmache.

Fazit:
Eine rigide Flughöhenbegrenzung wäre eine unangemessene Reaktion auf ein Problem, was gar nicht existiert.

Um was es wirklich gehen könnte

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich per Zufall einen Beitrag im Fernsehen gesehen, in dem es über moderne Transporttechnologien ging. Selbstfahrende Autos, autonome Fluggeräte, usw. Firmen wie z.B. Amazon oder Google planen in den USA Zustellungen mit autonom fliegenden Geräten und fordern von der Regierung eine Unterteilung des unteren Luftraumes in zwei Zonen. Eine untere von 70m(?) bis 130m(?) für Kurzstrecken und eine obere bis 200m(?) für längere Strecken. Es wird sowohl die Zulassung der Fluggeräte angestrebt als auch eine Reservierung dieser Zonen für die ausschließliche Benutzung. Ähnliche Technologien werden von UPS und vom deutschen Paketdienst DHL getestet.

Ich behaupte, dass die angestrebten Regelungen für Deutschland in dieselbe Richtung gehen und aus denselben Kreisen kommen. Es geht also um nichts anderes als kommerzielle Interessen von bestimmten Firmen.

Leider kann ich mich nur vage an die Sendung erinnern. Daher die vielen Fragezeichen. Eine kurze Suche ergab jedoch erstaunlich viel. Unter anderem das hier:
Wikipedia: Logistikdrohne
Amazon schlägt eigenen Luftraum vor
Amazon formuliert Forderungen zur Luftraum Verwaltung
Eigener Luftraum für Drohnen in niedriger Höhe
Finnische Killerdrohne im Tiefflug