Fahrplanbetrieb auf einer Kreisanlage

Als ich meine Anlage plante und mit dem Bau begann, hatte ich mir keine Gedanken über einen vorbildgerechten Betrieb gemacht. Ziel war es lediglich, Züge in Landschaft fahren zu lassen. Ein kleiner Bahnhof muss vorhanden sein und ein der Größe der Anlage angepasster Schattenbahnhof für einen "abwechslungsreichen Zugbetrieb" - wie man immer so schön zu lesen bekommt.

Durch die Mitgliedschaft im FREMO haben sich meine Bedürfnisse geändert. Schwerpunkt ist immer noch die modellbauerische Darstellung, aber auch ein sinnvoller Betrieb sollte möglich sein. Ich will heute auch mit der Anlage die Betriebsabläufe der Bahn durchspielen können.

Kreisanlagen sind bei Betriebsbahnern (und insbesondere unter FREMOikanern) verpönt. Die richtige Eisenbahn fährt nicht im Kreis sondern transportiert fahrplangerecht etwas von A nach B! Wer sagt denn aber, dass man auf einer Kreisanlage immer nur im Kreis fahren kann? Klar, man kann es, man muss es aber nicht! Betrachten wir die Anlage doch bestehend aus einem Durchgangsbahnhof, bei dem die Züge in beide Richtungen in einen Schattenbahnhof verschwinden. Dass dieser Schattenbahnhof für beide Richtungen derselbe ist, ist bei dieser Betrachtung unerheblich.

Betriebsidee

Die entscheidende Anregung für das Betriebskonzept kam aus einem Beitrag von Martin Balser in der der FREMO-internen Vereinszeitschrift HP 1 von 1/2009. Martin beschreibt darin den Betrieb auf einer Nebenbahn mit 4 Durchgangsbahnhöfen, die zwischen 2 Hauptbahnen liegt. Die Bahnhöfe der beiden Hauptbahnen werden durch Fiddle-Yards an den Enden der Strecke dargestellt. Ich sagte mir: Dieses Prinzip lässt sich in reduzierter Form auch auf meine Anlage anwenden. Statt 4 Bahnhöfen ist es halt nur einer. Für die beiden Fiddle-Yards muss mein Schattenbahnhof herhalten. Züge, die im Uhrzeigersinn fahren, kommen von rechts aus dem Bahnhof Rechtebach. Züge gegen den Uhrzeigersinn kommen von links aus Bahnhof Linkenhain.

Der Betrieb läuft jetzt wie folgt: Am Tagesanfang ist der Bahnhof Katzbach leer und es stehen in den 3 Gleisen im Schattenbahnhof ein Personenzug und zwei Güterzüge mit nicht mehr als 7 zweiachsigen Wagen - in jede Richtung einer. Morgens kommt ein Güterzug aus Rechtebach und einer aus Linkenhain. Sie stellen Wagen in Katzbach ab. Einer fährt mit den restlichen Wagen weiter. Die Lok des anderen versorgt die Wagen an die Ladestellen und stellt per Bedienfahrt Leerwagen an die Holzverladung. Dabei muss in Laubenstein Kopf gemacht werden. Anschließend nimmt auch sie ihre verbleibenden Wagen wieder auf den Haken und verlässt den Bahnhof. Nachmittags geschieht das Gleiche umgekehrt. Ein Zug nimmt die für ihn bestimmten Wagen mit. Der andere holt die Wagen von der Holzverladung ab und nimmt ebenfalls Wagen aus Katzbach mit. Zwischendurch fahren Personenzüge (es ist immer derselbe) hin und her.

Eingefleischten Betriebsbahnern wird auffallen, dass ich hier nichts über Wagenkarten und Frachtzettel schreibe. Nun, soweit wollte ich den Betriebsablauf nicht "FREMOisieren". Es kann ja leider in meinem Schattenbahnhof nicht rangiert werden. Somit können Loks dort auch nicht umgesetzt werden und deshalb kommen Güterzüge beim nächsten Auftauchen aus der falschen Richtung. Mich stört das nur wenig. Bei der Planung einer nächsten Anlage würde ich das natürlich berücksichtigen. In meiner heute vorhandenen Mini-Welt muss ich halt improvisieren.

Fahrplanbeispiel

Morgens
Zustellung der leeren Güterwagen an die Ladestellen:

  • PZ001 von Linkenhain, fährt zurück nach Linkenhain
  • GZ101 von Rechtebach
    • Bedienfahrt, Zustellung leerer Wagen zur Holzverladung
    • Wagen an Ladestellen Katzbach verteilen
    • Abfahrtbereit an Gleis 1 am Bahnsteig
  • GZ201 von Linkenhain, Einfahrt in Gleis 2
  • GZ101 Ausfahrt nach Linkenhain
  • PZ002 von Linkenhain, hält, fährt weiter nach Rechtebach
  • GZ201 rangiert, Wagen an Ladestellen verteilen, stellt sich auf Gleis 2
  • PZ003 von Rechtebach, fährt in Gleis 1 ein
  • GZ201 Ausfahrt nach Rechtebach
  • PZ003 Ausfahrt nach Linkenhain

Abends
Abholung der beladenen Wagen von den Ladestellen:

  • PZ004 von Linkenhain, fährt weiter nach Rechtebach
  • GZ102 von Rechtebach
    • Wagen von den Ladestellen abholen
    • Wagen für GZ202 auf Gleis 2 bereitstellen
    • Ausfahrt nach Linkenhain
  • GZ202 von Linkenhain
    • Begleitwagen umsetzen, Wagen auf Gleis 2 zurücklassen
    • Bedienfahrt, Abholung beladener Wagen von der Holzverladung
  • PZ005 von Rechtebach, hält, fährt zurück nach Rechtebach
  • GZ202 kommt von der Bedienfahrt zurück
    • Begleitwagen wieder umsetzen
    • Wagen einsortieren
    • stellt sich auf Gleis 2
  • PZ006 von Rechtebach, fährt ein in Gleis 1
  • GZ202 Ausfahrt nach Rechtebach
  • PZ006 Ausfahrt nach Linkenhain

Erfahrungen beim Betrieb

Sollte ich lieber "Spaß beim Betrieb" schreiben? Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Abarbeitung des Fahrplans so gefangen nehmen kann. Ich habe beim ersten Mal geschlagene anderthalb Stunden still und vergnügt vor mich hin gespielt. Eine Modellzeituhr habe ich nicht verwendet. Somit war einerseits kein Zeitdruck vorhanden und andererseits auch keine Wartezeit, wenn eine Zugbewegung zeitlich noch nicht an der Reihe war. Die Zeit verging wie im Fluge. Und es war so etwas ganz anderes, als einfach wahllos einen Zug aus dem Schattenbahnhof zu holen und über die sichtbare Strecke zu schicken. Es war schon ein ganz ähnliches Gefühl, wie ich es auch auf FREMO-Treffen habe, jedoch viel gemütlicher.

Es hat sich herausgestellt, dass ich mehr Gleise im Schattenbahnhof gebrauchen könnte. Diese könnten einen zweiten Personenzug aufnehmen, oder aber Ganzzüge, die als Showzug ohne Halt durch Katzbach fahren könnten. Laut Betriebsidee ist diese Nebenstrecke ja eine Verbindung zwischen zwei Hauptbahnen. Und wenn dort einmal viel Betrieb ist, oder eine Betriebsstörung vorliegt, werden halt Züge von der Hauptbahn auf die Nebenbahn umgeleitet.

Der größte Nachteil aber ist die fehlende Eingriffsmöglichkeit in den Schattenbahnhof. Selbst die Verwendung des zusätzlichen Fiddle-Yards, den ich beim Silvester-Layout verwende, würde kaum Abhilfe schaffen. Erstens kann man nur aus der einen Richtung hineinfahren und zweitens sitze ich beim Spielen vor (!) der Anlage. Zum Fiddlen müsste ich aufstehen und hinter die Anlage gehen. Wenn ich die Anlage noch einmal bauen könnte, würde ich daher den Schattenbahnhof an die Vorderkante der Anlage legen - eventuell unter den Bahnhof. Oder ich würde eine Möglichkeit schaffen, mit einem Zug verdeckt aus dem Schattenbahnhof an die Vorderkante zum Fiddlen zu fahren.

(Vielen Dank an Christian R. für die Leihgabe der wunderschönen V100 im Rangierkleid.) Sh0